„Darf ich einmal
genau beschreiben,
wie unser Held
allein. Verwöhnt,
für sein
gesellschaftlicher Treiben,
der Mode seiner
Herrin frönt?“ (Puschkin, 1833, p.22).
„Um jegliche
Kritik zu meiden,
und nicht an
seiner Welt zu leiden,
war unser Held
ein rechter Fant,
in seiner
Kleidung ein Pedant.“ (Puschkin, 1833, p.23).
„Nein, früh schon
waren die Gefühle
In ihm erstarrt,
die Große Welt,
die Damen, ihre
Liebesspiele
fand er durch
Alltagsbrauch entstellt;
ihn langweilen die
kurzen Freuden.“ (Puschkin, 1833, p.29).
„Ein Leiden
dessen wahre Gründe
sich noch der
Aufklärung entziehn,
das ansteckend
als Modesünde
sich überträgt,
fast wie ein Spleen
aus England, kurz
das Trübsalblasen
verfolgte ihn auf
allen Straßen,
so daß er jede
Lust verlor
und sich schon
fast dem Tod verschwor.“ (Puschkin, 1833, p.30).
„Wer lebt und denken kann, der findet
die Menschen keiner Achtung wert;
er fühlt, wie uns die Zeit entschwindet
und das Erträumte nicht gewährt.“ (Puschkin, 1833,
p.32).
„Das Gut, wo mein
Onegin weilte,
sich langweilte,
war zauberhaft“ (Puschkin, 1833, p.43).
„Ihn lächelte die
Morgenröte
im Land von
Schiller und von Goethe;
beseelt von ihrer
Poesie
war er fast
selber ein Genie.“ (Puschkin, 1833, p.47).
„Doch öfter ging
es meinen beiden
um das Problem
der Leidenschaft.
Gewohnt, sie
prinzipiell zu meiden,
gedenkt Onegin
ihrer Kraft
mit einem
spöttischen Bedauern.
Wohl dem, der sie
in Angst und Schauern
Gekostet – und
vergessen hat;
Noch wohler dem,
der vorher satt,
bereit ist ihr zu
widerstehen,
der weder Haß
noch Liebe kennt,
den nicht die
Eifersucht verbrennt,
dem Weib und
Freund zur Seite gehen,
der sein geerbtes
Kapital
mehr liebt als
eine Lottozahl.“ (Puschkin, 1833, p.51).
„Wieso ist denn
Tatjana schuldig,
wenn sie so aufrichtig
sich zeigt
(...) ja im
Dienste
der
Liebessehnsucht einfach liebt
und dem Geliebten
weitergibt,
was ihr der
Himmel mitgegeben
an Gesiteskraft
und Phantasie,
an Sinn für
zärtliche Magie,
an Güte und an
Lust zum Leben?“ (Puschkin, 1833, p.76).
„Sie sagt sich
nicht: ich will ihn prüfen
und meinen
Einsatz erst vertiefen,
sobald ich seh,
daß es sich lohnt;
bis dahin wird
das Herz geschont.“ (Puschkin, 1833, p.77).
„Ich schreib an
Sie – was soll ich sagen?
Ist das nicht
schon genug gesagt?“ (Puschkin, 1833, p.80).
„In früher Jugend
trieb es ihn,
sich schnell und
blindlings zu verschenken;
er gab sich
seinen Lüsten hin
und ließ vom
Leben sich verwöhnen.
So lernte er
schon früh zu gähnen:
Ob ihm ein
Liebesspiel gelang,
ob nicht, er
sorgte sich nicht lang,
ihn lockten neue
Abenteuer,
und so vergaß er
nach und nach,
was seine Seele
zu ihm sprach,
und lachend
fühlte er sich freier.“ (Puschkin, 1833, p.92).
„Er konnte sich
nicht mehr verlieben,
er suchte nur den
leichten Flirt;
ein Korb? – er
läßt sich nicht betrüben;
Verrat? – er läßt
sich nicht verstört.
Er hält nichts
mehr von Liebesschauern
Und spürt im
Herzen kein Bedauern,
wenn mal ein
Flirt zu Ende ist.
So nimmt am
abendlichen Whist
Ein Spieler teil,
um ein paar Stunden
des Lebens, das
sich dehnt und dehnt
von Tag zu Jahr
und zu Jahrzehnt,
am Kartentisch zu
überrunden.
Er fragt sich
anderntags erneut:
Wo laß ich heute
meine Zeit?“ (Puschkin, 1833, p.92).
Onegin zu Tanja:
„Ich liebe Sie –
nicht als Ihr Mann,
nein als ihr
Bruder. (...)
Sie werden wieder
lieben, nur ...
- ich sag das
Ihnen nicht als Spötter –
Sie müssen sich in
Freud und Leid
Zu fassen lernen
– jederzeit.“ (Puschkin, 1833, p.95).
„Doch Onegin war
indessen
nur ihr, Tatjana,
zugewandt,
nicht jenem Kind
das selbstvergessen,
verliebt vor ihm
im Garten stand,
o nein: der
Fürstin, die, gelassen,
in ihrer
Schönheit nicht zu fassen,
ja,
göttlich-unzugägnlich war.“ (Puschkin, 1833, p.204).
„Mich in
Gesellschaft sehn zu lassen,
vermögend,
angesehn zu sein,
die höchsten Kreise nicht zu scheun,
ja, einem Ehemann
zu haben,
den man am Hofe
schätzt und ehrt –
das macht mich
Ihrer Achtung wert,
nicht wahr?“
(Puschkin, 1833, p.214).
„daß Ihre dreiste
Leidenschaft
mich härter als
Ihr Vorwurf straft:
(...)
Was liegt mir
denn an diesem Leben,
an dieser eitlen
Modepracht?
Wie gerne würd
ich alles geben,
all die
gesellschaftliche Macht
(...)
für ein paar
Bücher, einen Strauch
in unserm Garten,
für die Stelle
wo ich zum ersten
Mal Sie sah.“ (Puschkin, 1833, p.215).
„Das Glück war
damals ja so möglich,
so nah! ... Doch
ist das Schicksal nun
für mich
entschieden.“ (Puschkin, 1833, p.216)
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