Saturday 31 August 2019

Rainer Maria Rilke – Die schönsten Gedichte 1997


 Some is great. Some sounds like real kitsch to me. Maybe later in life. Maybe. 

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringern,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.“ (Rilke, 1997, p.9).



 „Mein Leben ist nicht diese steile Stunde,
darin du mich so eilen siehst.
(...)
Ich bin die Ruhe zwischen zweien Tönen.“ (Rilke, 1997, p.12).

„Das Erz hat Heimweh. Und verlassen
Will es die Münzen und die Räder,
die es ein kleines Leben lehren.
Und aus Fabriken und aus Kassen
Wird es zurück in das Geäder
Der aufgetanen Berge kehren,
die sich verschließen hinter ihm.“ (Rilke, 1997, p.18).

 „Zwei Becken, eins das andre übersteigend
Aus einem alten Marmorrand,
und aus dem obren Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,

dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;

sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweise

sich niederlassend an den Moosbehhängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächelnd macht mit Übergängen.“ (Rilke ‚Römische Fontäne‘, 1997, p.45).


„Er wußte nur vom Tod was alle wissen:
Daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einem Mond ihr Mädchenlächeln hatten“ (Rilke ‚Der Tod der Geliebten‘, 1997, p.48).

„Das Rosen-Innere

Wo ist zu diesem Innen
Ein Außen? Aus welches Weh
Legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
In dem Binnensee
Dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
Halten; viele ließen
Sich überfüllen und fließen
Über von Innenraum
In die Tage, die immer
Voller und voller sich schliessen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.“ (Rilke ‚Das Rosen Innere, 1997, p.51).

„... Denn das Schöne ist nichts
Als der Schrecklichen Anfang, den wir noch gerade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die erste Elegie‘, 1997, p.57).

„... Nicht, daß du Gottes ertrügest
Die Stimme, bei weitem. Aber das Wehende höre,
die ununterbrochene Nachricht, die aus Still sich bildet.
Es rauscht jetzt von jenem jungen Toten zu dir.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die erste Elegie‘, 1997, p.58).

„Seltsam die Wünsche nicht weiterzuwünschen. Seltsam,
alles, was sich bezog, so lose im Raume
flattern zu sehen.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die erste Elegie‘, 1997, p.59).

„Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Frühentrückten, man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten
Milde der Mutter entwächst.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die erste Elegie‘, 1997, p.59).

„... Schmeckt denn der Weltenraum,
in dem wir uns lösen, nach uns? Fangen die Engel
wirklich nur Ihriges auf, ihr Entströmtes,
oder ist manchmal, wie aus Versehen, ein wenig
unsres Wesens dabei?“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die zweite Elegie‘, 1997, p.62).

„Wer aber sind sie, sag mir, die Fahrenden, diese ein wenig
Flüchtigern noch als wir selbst, die dringend von früh an
Wringt ein wem, wem zu Liebe
Niemals zufriedener Wille? Sondern er wringt sie,
biegt sie, schlingt sie und schwingt sie,
wirft sie und fängt sie zurück.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die erste Elegie‘, 1997, p.70).

 „Und plötzlich in diesem mühsamen Nirgends, plötzlich
Die unsägliche Stelle, wo sich das reine Zuwenig
Unbegreiflich verwandelt -, umspringt
In jenes leere Zuviel.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die fünfte Elegie‘, 1997, p.73).

„Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen. Unser
Leben geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer
Schwindet das außen.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die siebente Elegie‘, 1997, p.77).

Über das Tier:  „... Doch sein Sein ist ihm
Unendlich, ungefaßt und ohne Blick
Auf seinen Zutand, rein, so wie sein Ausblick.
Und wo wir Zukunft sehn, dort sieht er Alles
Und sich in Allem und geheilt für immer.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die achte Elegie‘, 1997, p.81).

„Und wir: Zuschauer, immer überall,
dem alten zugewandt und nie hinaus!
Uns überfüllts. Wir ordnens. Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und zerfallen selbst.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die achte Elegie‘, 1997, p.82).

„Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft
Werden weniger .... Überzähliges Dasein
Entspringt mir im Herzen.“ (Rilke ‚Duineser Elegien: Die neunte Elegie‘, 1997, p.85).

„Sie schlief die Welt, Singender Gott, wie hast
Du sie vollendet, daß sie nicht begehrte,
erst wach zu sein? Sie, sie erstand und schief.“ (Rilke ‚Die Sonette an Orpheus: Erster Teil II‘, 1997, p.94).

„Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,
nicht Werbung um ein endlich noch erreichtes;
Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes.
Wann aber sind wir?“ (Rilke ‚Die Sonette an Orpheus: Erster Teil III ‘, 1997, p.95).

„Wandelt sich rasch auch die Welt
Wie Wolkengestalten,
alles Vollendete fällt
heim zum Uralten.“ (Rilke ‚Die Sonette an Orpheus: Erster Teil XIX ‘, 1997, p.111).

„Was sich im Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte;
Wähnt es sich sicher im Schutz des unscheinbaren Grau’s?
Warte, ein Härtestes warnt aus der Ferne das Harte.
Wehe-: abwesender Hammer holt aus!

Wer sich als Quelle ergießt, den erkennt die Erkennung;
Und sie führt ihn entzückt durch das heiter Geschaffne.“ (Rilke ‚Die Sonette an Orpheus: Zweiter Teil XII ‘, 1997, p.130).

„Stiller Freund der vielen Fernen, fühle,
wie dein Atem noch den Raum vermehrt.
Im Gebälk der finstern Glockenstühle
Laß dich Läuten. Das, was an dir zehrt,

wird ein Starkes über dieser Nahrung.
Geh in der Verwandlung aus und ein.
Was ist deine leidendste Erfahrung?
Ist dir Trinken bitter, werde Wein.

Sei in dieser Nacht aus Übermaß
Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne,
ihrer seltsamen Begegnung Sinn.

Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.“ (Rilke ‚Die Sonette an Orpheus: Zweiter Teil XXIX‘, 1997, p.147).

„Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
An der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,

greifen nach der Erde aus dem Raum.“ (Rilke ‚Vorfrühling‘, 1997, p.157).


Saturday 10 August 2019

Jason and the Golden Fleece – Apollonius of Rhodes 1993



 “Taking my start from you, Phoibos, I shall recall the glorious deeds of men of long ago who propelled the well-benched Argo through the mouth of the Pontos and between the Dark Rocks to gain the golden fleece.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.3).




The world is flexible  and ambguous and the action of the Argos almost shapes it:
Eros: “he strung his bow, and selected from his quiver a new arrow destined to bring much grief.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.72). “So she spoke, and as the young girl wept, deadly love crept over Jason also, and he replied as follows.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.91).

„Like a feathered arrow it shot through the air, an das the Rocks clashed violently together they broke off the tip oft he stern-ornament. Athena leapt up to Olympos, after the safe escape of the crew, but the Rocks were firmly locked together and rooted in one spot forever, for it was fated by the blessed gods that this would happen whenever any man had survived the voyage through them.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.50).

And as they do, the humans involved are not straightforward superheroes.
They are doubtful and in despair:  “Jason sat in silence where he was, his eyes fixed on the ground before his feet, unable to speak, at a loss as to how to deal with his wretched situation. For a long time he turned over and over what he should do: it was impossible to accept with confidence, as the challenge seemed overwhelming. At last he replied to the king.
‘Aietes, you have every right to place this hard constraint upon me. Therefore I shall risk the challenge, terrible though it is, even if I am fated to die; for there is nothing worse for men, than the cruel necessity which forces me to come here at the behest of a king.’
This he spoke, distraught at the helplessness of his position.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.72).

„‘Tiphys, why do you offer me these consolations in my grief? I have erred; my wretched folly offers no remedy. (…) Ever since you first assembled for my sake, I have endured  ceaseless round of painful nights and days, for I must give thought to every detail. You can speak lightly, as your worries are only for yourself.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.50).

“They covered their heads with their cloaks and lay all night long and into the morning, with no nourishment at all, waiting for a most pitiful death.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.129).

They even have internal dialogue:
 “’How the stranger has set my heart fluttering! Let him woo an Achaian girl far off among his own people: maidenhood and my parents’ home should be my concern! All the same, however, I shall bnish shame from my heart and, no longer remaining apart, I shall test my sister to see whether she will beg me to offer help in the contest, panicked as she is for her sons.’ (…) For a long time she remained there in the ante-chmber: shame would not allow her to go further. Then she turned around and went back in again: her feet carried her this way and that, all to not purpose.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.81)

And there are plenty of irresistible metaphors and pictures in the language:

 “As for myself, I suppose that my clothes will be made of earth within the coming year, even if up until now the Keres have shuddered at the sight of me.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.19).

“his breast-bone shattered on the spear and he rolled over in the sand to meet his fated end. This mortals may never escape, and all around us is spread a great net of doom.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.27).

“Phineus dined with them – greedily, satisfying his desire as we do in dreams.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.43).

“The pair then faced each other, silent, unable to speak, like oaks or tall firs, which at first, when there is no wind stand quiet and firmly rooted on the mountains, but afterwards stir in the wind and rustle together ceaselessly. Just so were this pair destined to have much to say under the inspiration of Love’s breezes. The son of Aison realized that some divinely affliction was upon her, and with soft words he addressed her.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.88).

“There they found Kirke purifying her head in the flowing salt waters because she had been much disturbed by dreams during that night.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.114).

“In her breast her aching spirit whirled like a spindle.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.123).

“They could see no source of fresh water, no path, no herdsmen’s yard far off in the distance; everything was in the grip of perfect calm.” (Apollonius of Rhodes, 1993, p.128).