Sunday 16 September 2012

Tolstoj – Sämtliche Erzählungen Fünfter Band.


The first story ‚Der gefälschte Koupon, tells the story of how one evil is followed by others. First, two students forge a coupon and the recipient tries to pass it on, is getting sued for it, and so evil passes on like a baton.



„Vor der Geschichte mit dem Koupon hatte Wasilij immer nicht glauben wollen, daß die Herrschaften gar kein Gesetz darüber besäßen, wie man leben müsse.“ (Tolstoi, 1990, p.13). „gelangte er endgültig zu der Überzeugung, daß es keine Gesetze gebe und man nur zu seinem Vergnügen leben müsse. Und so lebte er nun. Er fing damit an, daß er, wenn er Besorgungen für die Hausbewohner zu machen hatte, einen Teil des ihm anvertrauten Geldes unterschlug.“ (Tolstoi, 1990, p.25).

In this story, but also in the ones that follo, Tolstoj makes you feel the difference between knowledge and wisdom.

„Vater Michail Wwedenskij hatte die geistliche Akademie absolviert und glaubte daher nichts von dem wozu er sich öffentlich bekannte und was er predigte. Er glaubte nur, daß alle Leute sich dazu zwingen mussten zu glauben, woran zu glauben er sich selbst zwang.“ (Tolstoi, 1990, p.25).

And once you accept your guilt, once you are willing to forgive, this good will spread just like the evil did in the first story: 

Als er eine Frau umbringt, versucht sie ihn nicht zu stoppen, sondern fragt ihn einfach, ob denn das erlaubt sei:
„“Es ist eine große Sünde. Habe Mitleid mit dir selbst. Du richtest andere Seelen und deine eigene zugrunde.. O-o-oh!“ schrie sie auf.“ (Tolstoi, 1990, p.59).

„Beim Verhör vor dem Untersuchungsrichter benahm er sich auch ganz anders als die meisten Häftlinge: er war zerstreut, überhörte viele Fragen; wenn er sie aber verstanden hatte, bekannte er alles mit einer solchen Offenheit, daß der Untersuchungsrichter, der gewohnt war, die Delinquenten durch listige Winkelzüge zum Geständnis zu bringen, hier ein Gefühl hatte, wie wenn man den Fuß hebt, um auf eine Stufe zu steigen, und es sich erweist, daß die Stufe gar nicht vorhanden ist.“ (Tolstoi, 1990, p.61).

„wenn Christus dem Schächer vergeben hatte, so bedeutete das, daß auch Christus barmherzig war. Alles das war ganz neu für Stepa (the murderer), er wunderte sich nur, warum ihm das so lange verborgen geblieben war. (...) Der allgemeine Sinn der Lehre war ihm klar geworden; er sah darin, dass all Menechen Brüder sind und daß sie einander lieben und Mitleid miteinander haben sollen; dann würden alle es gut haben.“ (Tolstoi, 1990, p.68).

„“Weil ich erkannt habe, daß alle Menschen Brüder sind.“
(...)
„Weil sie nichts verstehen.
„Was verstehe ich nicht?“
„Sie verstehen nichts, wenn Sie Richter sein wollen.““ (Tolstoi, 1990, p.72).

„Die Mitteilung, daß der Henker sich geweigert hatte und lieber selbst leiden wollte als andere töten, hatte Natalja Iwanowas Seele plötzlich ganz umgewandelt.“ (Tolstoi, 1990, p.80).

„’Nicht, daß sie geschrien hätte oder sonst was’, sagte er, ‚nein! Da hast du mich, schlag mich tot. Nicht mit mir, mit dir selber sollst du Erbarmen haben.’

„Man bot ihm eine sehr vorteilhafte Stelle an, er lehnte aber ab nd beschloß für das, was er an Geld hatte, ein Gut zu kaufen, zu heiraten und, so gut er konnte, dem Volk zu dienen.“ (Tolstoi, 1990, p.92).

„Nikolaus’ Gesicht verfinstere sich.
Er hatte den Polen viel Böses getan. Um dies zu rechtfertigen, musste er sich einreden, alle polen seien Schurken.“ (Tolstoi, 1990, p.185).

A mother whose only child is about to die. She mourns, but a creature makes an appearance and tells her: „’Du siehst deinen Kostja, wie er vor einer Woche mit seinen kräftigen, elastischen Gliedern, senen langen lockigen Haaren und seiner naiven, freundlichen und verständigen Rede war. Aber war er denn immer so?“ (Tolstoi, 1990, p.296).„Ihr alle bildet euch ein, daß ihr stillsteht und daß ihr und jene, die ihr liebhabt, immer so bleiben müssen, wie se augenblicklich sind. Ihr steht aber keine Augenblick still, ihr fließt wie ein Strom, ihr fliegt wie ein Stein, immer abwärts, dem Tode entgegen, der früher oder später eurer aller harrt. Wie begreifst du denn nich, daß, wenn er aus nichts zu dem geworden ist, was er war, er auch keinen Augenblick stillgestanden wäre und nie so geblieben wäre, wie er war, als er starb? Wie er aus dem Nichts zum Säugling wurde, aus dem Säugling zum Kind, so wäre er aus dem Kind zum Schuljungen, zum Jüngling, zum jungen Mann, zum Erwachsenen, zum alternden Mann, zum Greis geworden. Du weißt ja nicht, was er geworden wäre, wenn er weitergelebt hätte. Ich aber weiß es.“ (Tolstoi, 1990, p.297).

„Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erhalten. Und welchen Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder beschäftigte sich selbst?“ (Tolstoi, 1990, p.311).

„Es gewährte so viel Freude, den Menschen zu lieben, der nicht eigentlich schuldig ist, sondern den man tadeln, hassen möchte. Einen solchen Menschen, einen Feind lieben ist ein großes Glück.“ (Tolstoi, 1990, p.315).

„ob nicht das ganze Leben auf dieser Erde ein Traum sei, aus dem wir im Tode erwachen. Wenn dem aber so ist, ist dann das Lebensgefühl unseres gegenwärtigen Daseins nicht vielleicht bloß das Erwachen aus dem Traum eines vorhergegangenen Lebens, dessen Einzelheiten uns gar nicht mehr erinnerlich sind? Unser Erdenleben ist also gar kein Anfang, sondern nur eine neue Form. Ich sterbe und gehe in eine neue Form über. Dieser Gedanke gefiel ihm; aber als er sich auf ihn zu stützen versuchte, fühlte er, daß dieser Gedanke, ja auch jeder andere Gedanke, er sei wie er wolle, die Furch vor dem Tode nicht bannen könne.“ (Tolstoi, 1990, p.316).

„Wir sind ja schon längst verurteilt, wir sind es von jeher, und wir leben dennoch. Wir leben gut und froh, wenn ... wir lieben.“ (Tolstoi, 1990, p.317).

„’Dieser hat die Wahrheit erkannt’, dachte er, ‚darum legen ihm die Knechte des Antichrists auch den Strick um den Hals, daß er sie keinem entdecke.’“ (Tolstoi, 1990, p.321).

„Swetlogub glaubte an keinen Gott und hatte sogar oft über die Leute gelacht, die an einen Gott glauben; er glaubte auch jetzt nicht an Gott, glaubte nicht, weil er sein Wesen weder in Worten auszudrücken noch auch in Gedanken zu fassen vermochte. Aber die Gewalt, die er jetzt anrief, war – das wußte er – das Realste von allem, was ihm überhaupt bekannt war.“ (Tolstoi, 1990, p.325).

„Die Hauptsache war, daß das ganze äußere Leben, jede Regelung äußerer Angelegenheiten, jede Teilnahme an ihnen (...) unwichtig, unnütz war und mich nichts anging. Ich hatte mit einem Mal begriffen, daß alles das nicht meine Sorge war, daß ich nur eine Sorge haben durfte – mich selbst, meine Seele.“ (Tolstoi, 1990, p.355).

„sah ich, daß das tatsächlich so ist, daß dies allein, die Annäherung an den Tod, ein vernünftiger Wunsch des Menschen ist. Ziel des Wunsches ist nicht der Tod selbst, sondern jene Bewegung des Lebens, die zum Tode führt. Diese Bewegung ist aber ist die Befreiung von den Leidenschaften und den Versuchungen jenes geistigen Prinzips, das in jedem Menschen lebendig ist.“ (Tolstoi, 1990, p.370).

„wenn ich mein höchstes Wohl in der Befreiung von den Leidenschaften, in der Annäherung an Gott sehen würde, so wäre alles, was mich dem Tode näher bringt, Erfüllung meines einzigen, wichtigsten Wunsches. So ist es, und so empfinde ich, wenn ich gesund bin. Wenn ich aber, wie gestern und vorgestern, Leibweh habe, kann ich dieses Gefühl nicht hervorrufen und wiedersetze mich zwar nicht dem Tode, wünsche aber auch nicht, ihm näher zu kommen.
Ja, dieser Zustand ist der Zustand des geistigen Schlafs. Da gilt es ruhig zu warten.“ (Tolstoi, 1990, p.370).

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